DER BILDHAUER

1975 – 1989

erste plastische Arbeiten und das erste Atelier

1975 entstehen seine ersten Arbeiten aus Edelserpentin, der Beginn seiner Arbeit als Bildhauer. Erst später beginnt er mit Holz zu arbeiten, das zum wichtigsten Material für seine plastische Arbeit wird.

Zu Beginn sieht er sich allerdings nicht als Bildhauer, er ist Mechaniker aus Leidenschaft. Doch schon Anfang der 80er Jahre gehört die Bildhauerei zu seinem Leben, ist er kontinuierlich am Arbeiten und bezieht 1983 sein erstes Atelier, eine Hinterhofwerkstätte in der Zieglergasse, im 7. Bezirk.

,In meinem Atelier konnte ich dann endlich größere Werke schaffen, es war herrlich.‘

Er tauscht sich mit anderen Künstlern aus, viele neue Freundschaften entstehen und er schließt sich den Künstlervereinigungen Lukasgilde und Künstlerbund Klosterneuburg an.

Seine Arbeiten stellt er mehrmals im Jahr aus und nimmt an zahlreichen Gemeinschaftsausstellungen teil. Dann steht sein Entschluss fest, er wird den Beruf zu Gunsten der Bildhauerei aufgeben. 1989 beendet er nach 21 Jahren seine Tätigkeit als Mechaniker und wird freischaffender Künstler. Karl erzählt:

,In der Schule war ich ein talentierter Zeichner, danach habe ich dieses Talent vernachlässigt. Im Jahr 1975 wollte ich für meine, seit der Kindheit bestehenden Mineralien- und Gesteinssammlung, ein Stück Edelserpentin und fuhr nach Bernstein. Im Steinbruch fand gerade ein Bildhauersymposium statt und es gab viele halbfertige Skulpturen zu sehen:

,Die abstrakten Werke zogen mich magisch an, ich war von dem herrlichen Stein und den ästhetischen Formen fasziniert.‘

Ein Stein war bald gefunden und heimgebracht. Noch in derselben Nacht habe ich in der Küche, mit dem Schleifvorsatz meiner Handbohrmaschine, einen Osterinselkopf aus dem Stein geschliffen, denn zuvor hatte ich das Buch Aku Aku gelesen. Diese Arbeit ging mir so leicht von der Hand, dass ich kurz darauf wieder nach Bernstein fuhr, um mir einen neuen Stein zu suchen. Ich fand einen etwas größeren Brocken und fertigte einen Buddhakopf, eine Nachempfindung des japanischen Bronze-Buddhas in Kamakura.

,Nun war es um mich geschehen, meine Hände wollten formen, gestalten, tasten, mein Geist wollte sich als Schöpfer fühlen.‘

,Als Mechaniker habe ich nur kaltes Metall bearbeitet, deshalb hatte ich Sehnsucht nach Holz mit seiner Wärme und Schönheit. Nach den Erfolgserlebnissen mit dem Stein, war es nur ein kurzer Schritt zur Bearbeitung von Holz. Die ersten abstrakten Holzskulpturen entstanden im Keller meines Dienstgebers, organische Formen mit fein geschliffener Oberfläche. Das Material, oft ganze Baumstämme, fand ich bei meiner Arbeit auf dem Land.‘ 

1991–2001

Veränderungen, neue Verbindungen und ein neues Atelier​

Nachdem Karl 1989 den Beruf beendet, um sich ausschließlich der bildenden Kunst zu widmen, und dem Tod der Mutter im Jahr darauf, beginnt für ihn ein neuer Lebensabschnitt mit vielen Veränderungen und wichtigen Begegnungen.

1990 schließt er sich der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs, heute IG Bildende Kunst, dem Mödlinger Künstlerbund, und 1992 dem Künstlerverband Österreichischer Bildhauer an. Die Berufsvereinigung, kurz BV, mit ihrem Sitz im Schloss Schönbrunn, bekommt für ihn besondere Bedeutung. 

Hier wird er das Archiv der letzten 100 Jahre seit dem Bestehen des Vereins übernehmen, und als Archivar sämtliche Mitgliederdaten digitalisieren. Der Computer wird für ihn ein weiteres wichtiges Werkzeug.

1992 zieht er in ein neues Atelier im 12. Bezirk, dass ihm die Gemeinde Wien zur Verfügung stellt. Ein für sich stehendes Haus, mit einer Terrasse für die Lagerung der Steine.

Der Lärm der Arbeit und Maschinen stört hier keinen, der ideale Ort, und Maschinen sind nach wie vor seine Leidenschaft. Er erfüllt sich den Traum von der eigenen Drehbank, einer Emco, einer Uhrmacherfräse und anderer Präzisionsmaschinen zur Bearbeitung. Wenn ein Werkzeugteil, etwa ein Bohraufsatz nur den Bruchteil eines Millimeters ungenau ist, fertigt er den Teil in absoluter Präzision selbst an:

,Dieser Perfektionismus ist in mir, ich weiß, das ist ein wenig verrückt.‘

Die nächsten zwei Jahrzehnte wird er hier arbeiten und jedes Jahr im Frühling ein Atelierfest veranstalten, zu dem er Freunde, Kollegen und Kunstsammler einlädt. Die neuen Arbeiten werden gezeigt, anregende Gespräche geführt, und auch der Spaß kommt nicht zu kurz.

Er ist in einer intensiven Schaffensperiode, die entstehenden Skulpturen sind größtenteils aus Holz, einige aus Stein, hier besonders Auftragsarbeiten wie Brunnen für den Innen- und Außenraum. In einem Museum entdeckt er japanische ,Gelehrtensteine‘ und übernimmt diese Inspiration. Es entstehen Objekte, in denen er Stein und Holz verbindet.

Diese Arbeiten zeigen seine besondere Liebe zum handwerklichen Detail und der sinnlichen Bearbeitung des Materials. Seine Arbeit findet Anerkennung bei Kollegen, seine Skulpturen werden von Kunstsammlern geschätzt.

Jedes Jahr nimmt er an Einzel- und Gruppenausstellungen und Symposien im In- und Ausland teil. Karl schätzt das Arbeiten in der Gemeinschaft und dokumentiert die Zusammenkünfte der Künstler und den Entstehungsprozess der Arbeiten wie immer mit der Kamera.

Karl schätzt das Arbeiten in der Gemeinschaft und dokumentiert die Zusammenkünfte der Künstler und den Entstehungsprozess der Arbeiten wie immer mit der Kamera.
1993 wird sein Bildhauerisches Werk mit dem Theodor-Körner-Preis geehrt.
Er reicht seine Entwürfe bei Ausschreibungen für den öffentlichen Raum ein. 1991 für einen Brunnen in Krems, 1998/1999 für eine Kreisverkehr-Skulptur und ein Arnold Schönberg Denkmal in Mödling.
1996 wird ein Natursteinbrunnen vom Donaukraftwerk Ybbs–Persenbeug in Auftrag gegeben und 1999 vom Donaukraftwerk Freudenau eine Skulptur aus Ahorn angekauft.

2002 – 2017

BV Präsidentschaft – Mahnmal – Ehrung

2002 reicht er seinen Entwurf eines Mahnmals für die ehemalige Synagoge in Mödling ein, der von der Jury auf den ersten Platz gewählt wird. Noch im selben Jahr wird das Mahnmal ausgeführt und errichtet. Auch in den nächsten Jahren nimmt er kontinuierlich an Ausstellungen teil, und nimmt von 2003 bis 2010 an mehreren Bildhauersymposien teil.

Auch in den nächsten Jahren nimmt er kontinuierlich an Ausstellungen teil, und nimmt von 2003 bis 2010 an mehreren Bildhauersymposien teil.

2006 wird er zum Präsidenten der Berufsvereinigung Bildender Künstler Österreichs gewählt und sich in dieser verantwortungsvollen Position ein Jahrzehnt für die Vereinigung und die Mitglieder engagieren.

2017 wird er mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich vom Staat geehrt.

2018 – 2020

Bestandaufnahme und Gespräche

Durch den Umstand einer schweren Krankheit muss Karl 2018 die Bildhauerei aufgeben, das Arbeiten an großen Skulpturen strengt ihn zu sehr an, er geht immer noch ins Atelier, arbeitet an kleineren Objekten.

Er nutzt die gewonnene Zeit und widmet sich Recherchen für das Bildhauerarchiv, der Fotografie und liest. Er besitzt tausende Bücher, seine bescheiden eingerichtete Wohnung mit dem Mobiliar aus der Nachkriegszeit ist ein kleines Museum seiner Sammlungen: Kunstobjekte und Bilder von anderen Künstlern, historische Technik und Kameras, Mineralien und Fundstücke aus der Natur, die Knopfsammlung und Holzarbeiten der Onkel.

Der Austausch mit Künstlerkollegen und seinen Freunden freut ihn jetzt besonders. Er führt viele Gespräche, anregend wie eh und je. Er denkt viel nach, über sein Leben, seine Arbeit. Manchmal kommen ihm Zweifel:

In einem Gedankenaustausch wird entschieden, dass weniger gelungene Arbeiten im Schaffensprozess ihre Berechtigung haben, besonders, da in seiner Arbeitsweise nicht nur die Skulptur als Objekt, sondern auch die Sinnlichkeit des Handwerks eine große, fast erotische Rolle spielt.

,Einige meiner Arbeiten sind Kunsthandwerk.‘

Er sinniert und sagt wie schön sein Leben war und wie dankbar er ist. Karl ist ein außergewöhnlicher Mensch mit vielen Talenten, kraftvoll und einzigartig, ernst und humorvoll zugleich.

Er verlässt die Lebensbühne am 14. Mai 2020.

Drei Monate später wird die Ausstellung ,Kunst im öffentlichen Raum‘ in Mödling ab 1950‘ im Museum Mödling eröffnet. Karl ist wieder dabei.  

Karl über die Arbeit mit dem Holz

,Bei der Fertigung meiner Holzskulpturen passe ich mich den Vorgaben des Materials an.‘

,Mein Bestreben ist, nahezu sprungfreie Arbeiten zu schaffen, was bei Holz fast unmöglich scheint, weil es bei der Trocknung kleiner wird und dadurch starke Spannungen entstehen. Kurz nach dem Baumschnitt beginne ich einen Teil des Kernes herauszuschneiden, sichtbaren Verwerfungen zu folgen und so das Holz zu entspannen. Nach einigen Monaten Trocknung, bilden sich natürlich Risse, die ich erweitere, um wieder für Entspannung zu sorgen. Nach ein bis zwei Jahren ist das Holz ruhig und trocken und ich kann meine Formenwelt in Einklang mit der Maserung bringen. Meine Formaussage harmoniert dann mit den Vorgaben der Natur. Es entstehen nichtgegenständliche, organische, manchmal geometrisch anmutende Formen. Um die Fantasie anzurege vermeide ich eine allzu große Ähnlichkeit mit konkreten Formen.‘

… und über die Namen der Skulpturen

,Auf die Namensgebung meiner Skulpturen bin ich ein wenig stolz.‘

,Beim Besuch von Ausstellungen habe ich immer wieder Schilder mit der Aufschrift ,ohne Titel‘ gesehen. Natürlich hat der Künstler die Freiheit sein Werk nicht zu betiteln, aber ich fand es immer unkreativ und fantasielos. So kam ich auf die Idee, meine eigenen Arbeiten, die ja ungegenständlich sind, mit Namen aus zusammengewürfelten Silben zu benennen. Getauft wird erst nach Vollendung der Skulptur. Dann schreibe ich Wörter oder Namen auf, die einen Bezug zum Ort haben, an dem der Baum stand, vielleicht den Besitzer, die Holzart, die Form oder auch Gedanken bei der Arbeit. Aus diesen Wörtern nehme ich einzelne Silben oder Buchstaben und verbinde sie zu neuen Wörtern, die irgendwie in der Wortmelodie zur Form passen. Oft ist auch ein Schuss Humor dabei. Manchmal finde ich den Namen auf Anhieb oder ich probiere tagelang herum und von den ursprünglichen Silben ist gar nichts mehr dabei. Es ist jedenfalls eine unerschöpfliche Sprache.‘

ACHOZEP
AFARESCH
AFODYMUX
AGATARO
AKITAP
AMARESPU
ANTHOLUF
APOWUBEX
ASMUGID
ATANEBO
ATANU
BAHODRIWUS
BELADIN
BIDRIOLKA
BISEKI
BISUBOS
BORIMUZ
BRACHIZEPS
BUGO
CAROPIMAK
CATURÄSO
COROPYLEAM
EBOTULA
EGAMEWI
EGUFIGE
ELUK
ETOKES
FEKIRAT
FINUSCHI
FLAGEWODAMUS
GARUGESCH
GIHOWEK
HAKORIK
HELIKO
HEXAMIKODEN
HOTIFOK
HULUMUX
IRKOWU
IRNIK
IRUNKI
JOMZAK
KABU
KAKUKI
KATIBULA
KERKIMAR
KIGLOMOS
KIMUBIT
KUGWASANT
LIKIBULIE
LIVANGI
LOKILUMI
LYMPOXADUSE
MAGABALI
MÄLOX
MERUNIM
MEZYPRABOR
MIKARTANIUM
MUHÖNU
MULEIKULOP
MUMATRÖ
NUFIRU
OGWIT
OLATEIKO
OLGIL
OLPINEUS
OPEGON
ORABILOM
OSEMSCAREKT
PEMUYIN
PIZOPUK
RAGUNAUTEN
RIGUNIR
RIKOSADI
RIROGENI
ROPODUN
RUKULEG
RYNABULEF
RYTOPETSCH
SANUMIK
SAPLAZELS
SCHALUKIMUK
SCHINGMERIN
SENAMPA
SENUKUZ
SEZOCH
TANDEREF
THUGWYZEFFA
TOKOLI
TORONY
TOWARON
TRANOBIZUS
TREBUFILA
TRESPINEO
TRIBUZON
TUWOZ
UCHTUWA
UKIWENTO
UNBO
UNELANT
UPILONZE
WAMATZWOTRAZ
WUCHO
WUKIZEPUS
WUNUSIBUL
WUPEORUM
XEPH
YEPHROX
ZAGU
ZESCHIAZ
ZIKOPELUS
ZILISOWO
ZIWIZAK
ZÖNUPION
ZÖRKIMABU
ZWALOTOZ

Ein umfangreiches Projekt: Das biografische Lexikon österreichischer Bildhauer und Bildhauerinnen des 20. Jahrhunderts

In den 80er Jahren beginnt Karl ein weiteres Lebenswerk, eine Dokumentation der Bildhauerei Österreichs.

Diese umfassende Arbeit, kann er nicht mehr vollenden, sie wird in die Hände engagierter Kollegen und Nachfolgern kommen. Seine umfangreiche Kunstbibliothek vermacht er der Berufsvereinigung Bildender Künstler Österreichs, die Karl-Novak-Bibliothek, wie seine Nachfolgerin Präsidentin Mag. Art Berthild Zierl sie liebevoll nennt, steht in den Räumen der BV im Schloss Schönbrunn und wird dort den Mitgliedern zugänglich sein. Seine Gedanken zum Lexikon:

,Da ich selbst Bildhauer bin und mein Interesse, an den Werken und Biografien Österreichischer Bildhauer und Bildhauerinnen sehr groß ist, war ich auf der Suche nach einem entsprechendes Nachschlagwerk mit Werkfotos. Ich musste feststellen, dass es so ein Werk nicht gibt. Schon in den 80er Jahren habe ich daher begonnen, Zeitungsausschnitte, Kataloge und Monografien über österreichische BildhauerInnen aus dem 20. Jahrhundert zu sammeln. Mittlerweile sind es einige hundert Monografien, unzählige Kataloge und viele Ordner mit Zeitungsausschnitten, Einladungen und dergleichen.

Aus diesem Material ist eine Access Datenbank entstanden, in der heute über 3.500 Künstler verzeichnet sind. Natürlich gibt es noch Lücken in manchen Biografien, die ich durch weitere Nachforschungen zu schließen versuche. Viele Werke im öffentlichen Raum, Denkmäler, Kunst am Bau und so weiter, habe ich für die Datenbank selbst fotografiert.

Im Lauf der Zeit hat es sich herumgesprochen und ich bin zur Anlaufstelle für Bildhauerdaten geworden. Zum Beispiel hat Robert Dechant, der Autor der Goldscheider Firmengeschichte, viele biografische Daten aus meiner Datenbank erhalten, ebenso Uta M. Matschiner für ihr umfangreiches Buch: Keramos Wiener Kunstkeramik und Porzellanmanufaktur, oder die Kunsthistorikerin Dr. Waltraud Neuwirth. Ob das Lexikon einmal als Buch erscheinen, oder als Datenbank ins Internet gestellt wird, habe ich noch nicht entschieden.‘

Chronist seines Bezirks

Schon in der Jugend war Karl Chronist, hat alles aufgezeichnet und bewahrt. Mit der Kamera, auf Papier und später in Datenbanken. So gibt es etwa eine umfangreiche Dokumentation des Collosseums, einem legendären Varieté und Veranstaltungsort in der Schanzstrasse, im 15. Bezirk. Allein vom Collosseum gibt es Material, das zehn Ordner füllt. Auch die Mareschsiedlung, den Meiselmarkt und andere Plätze in Rudolfsheim-Fünfhaus hat er mit der Kamera festgehalten. In einer Ausstellung und Retrospektive soll dieses Material gezeigt werden.